
3 IN DIALOG MIT KRISTALLEN
3.2 Meditative Vorbereitung
Es ist möglich, sich meditativ auf solche Begegnungen vorzubereiten, aber ein Garant für ein entsprechendes Erleben ist es nicht. Hier stehen uns unsere eigene physische und geistige Konstitution manchmal stark im Wege. Wie diese individuelle Vorbereitung aussieht, beschreibe ich hier anhand eines Bergkristalles. In der Vorbereitung durchlaufe ich folgendermassen fünf innerseelische Haltungen.
a) Ruhe
Die erste seelische Haltung ist "die innere Stille". Alle Empfindungen und alle Gefühle, die sonst ungefragt auf und ab wogen, müssen abklingen und schweigen. Wie sehr werde ich dabei meine eigenen Verstrickungen bewusst. Wie Nebel, Wolken und Stürme die Sterne verdecken, so verdecken plötzlich viele Hindernisse die gesuchte Ruhe. Es meldet sich die Eigenbefindlichkeit, es stört die Selbstbespiegelung, das selbstgemachte Gedankenkaruselle dreht weiter wie Mühlesteine oder eigene Vorstellungen verbunden mit Erwartungen melden sich. All das muss zur Ruhe kommen. Es kommt zur Ruhe, sobald ich meine die Aufmerksamkeit erhöhe und mich ausschliesslich auf das Gegenüber, den Kristall, konzentriert.
b) Begrüssung
Es folgt "die Begrüssung". Sie besteht darin – ganz wie bei der Begegnung mit einem Menschen – sich ausschliesslich auf die Erscheinung zu konzentrieren und sich nur diesen Eindruck hinzugeben. Wenn dabei meine Hände den Stein berühren oder sie in seiner unmittelbaren Nähe sind, erscheint mir die Strahlkraft des Kristalls gesteigert. Die Beobachtung der Erhöhung der Strahlkraft ist richtig, aber sie geht nicht vom Stein aus. Ich muss mir schon bewusst sein, dass ich im Vergleich zum Bergkristall der "Unbeständige" bin. Durch die Begrüssung habe ich innere Schranken abgebaut und meine Empfänglichkeit dadurch gesteigert.
c) Dank
Auf die Begrüssung folgt die innere Stimmung der "Dankbarkeit". Ich kann das elementare Gefühl der Dankbarkeit empfinden für alles, was mir dieser Stein offenbart. Eingedenk der langen Entwicklung seiner Gestaltbildung, seiner "Ewigkeit" (in Vergleich zu meiner Kurzlebigkeit). Wenn sich dieses Dank-Gefühl einstellt, so gewahre ich wieder eine Steigerung der Strahlkraft (das heisst: eine Erhöhung meiner Empfänglichkeit).
d) Liebe
Nun kann ich mich in Liebe mit dieser Erscheinung verbinden und wenn es mir gelingt, diese Liebe real zu erleben, erhöht sich die Strahlkraft (das heisst: meine Empfänglichkeit) um eine weitere Stufe.
e) Segnen
Die letzte Stufe ist die Stufe des Segnens. Was ist "segnen" oder den "Segen spenden"? Zunächst kommt einem den religiösen Akt in der Kirche in den Sinn und man sagt sich, dazu muss ich ja Pfarrer sein und das bin ich nicht. Aber wenn ich etwas begegne, das für mich erhaben und edel ist, so kann ich dieses "etwas" durchaus als segensreich für die Welt empfinden, ohne dabei an religiöse Handlungen denken zu müssen. Es gibt auch Erfindungen oder Einrichtungen, die durchaus als segensreich gelten können. Trete ich also einen Stein gegenüber und nehme ich seine Strahlkraft wahr, erlebe ich seine herrliche Erscheinung oder die wunderbare Lichtbrechung, dann bezeichne ich den Gesamteindruck als edel und erhaben. Ist dieses Erleben echt, dann wird es mir nicht schwerfallen, den Stein als segensreich für die Welt zu empfinden und werde ihn auch segnen können (und wiederum bei diesem Akt steigert sich meine Empfänglichkeit). Habe ich diese Stufen durchschritten, können "Begegnungs-Erlebnisse" stattfinden.