
3 IN DIALOG MIT KRISTALLEN
3.4 Inspirativ oder Wesensbegegnung
3.4.1 Bergkristall, Sydney
Ich besuchte das Naturhistorische Museum in Sydney und fand im oberen Stockwerk einen grossen Bergkristall ausgestellt. Er war vielleicht etwa 50 bis 60 cm hoch und hatte einen Durchmesser von vielleicht 25 cm. Als ich ihn berührte, erlebte ich eine tiefe Schwingung, die wie der tiefe Ton eines angeschlagenen Gongs klang. Die Schwingung war sowohl im Kristall als auch in mir zugleich und es tönte ununterbrochen. Es manifestierte sich aus diesem Tönen eine urvergangene Zeit, die von diesem Kontinent und seinen Ureinwohnern alles umfasste. Wieder war das Erleben so, das etwas «von aussen» zugleich «mit meinem Innersten» zu einer Einheit verschmolz. Als plötzlich eine Schulklasse auftauchte und ich die Beobachtung abbrechen musste.
Später habe ich versucht dieses Tönen mit einer Skizze zu visualisieren.

3.4.2 Quarzkristallstufe aus dem Val Fêrret (CH)

In den 1980er Jahren
verbrachten wir unsere Ferien im Wallis. Bei einer Wanderung im Val Ferret
fanden wir eine mächtige, weisse Quarzstufe mit unzähligen Kristallflächen.
Vielleicht gehörte er einst zu einem grossen Quarzband, das sich irgendwo durch
den Felsen zog. Ich nahm diesen Quarz mit nach Hause. Wir legten ihn in den
Garten. Später, als wir Weihnachten feierten, holte ich die Quarzstufe
und legte sie unter den Weihnachtsbaum bei der Krippe. Da realisierte ich mich,
dass ich wohl immer Freude an ihr
gehabt, aber sie nie begrüsst hatte.

Bei der Begrüssung spürte ich deutlich wie klare Kraftlinien in den Raum verliefen. Manchmal bündelten und verstärkten sie sich, ich konnte die Richtungen der Kraftlinien verfolgen und unterscheiden.
Später säuberte und schruppte ich die Quarzstufe und legte sie in meine Werkstatt. Immer wieder nahm ich mir die Zeit diesen Stein besser kennen zu lernen.
Eines Abends, als ich wieder vor diesem Stein stand und alle innerseelischen Haltungen durchlaufen hatte, durchströmte mich eine ungewöhnliche Kraft. Der Kraftstrom ging vom Stein in die Hände, durchlief die Arme und über die Schulter in den Rücken. Ich bekam überall Gänsehaut und dann erstrahlte ein helles, weisses Licht vor meinem inneren Blick. Dieses Licht wuchs, besass eine unvermittelte Aufrechte und wurde zu einer strahlenden Lichtsäule, die transparent erschien und an deren Fuss ich in Ehrfurcht verharrte. Ich war innerlich zutiefst beeindruckt. Dieses Erlebnis hat mich noch lange begleitet, aber mit dieser Eindeutigkeit nicht wiederholt.
(Bild nebenan: ein Versuch dieses Erleben zu visualisieren)
3.4.3 Turmalinscheibe
Ich war zu Besuch bei einem Edelsteintherapeuten, als er mich für kurze Zeit in seine Steinausstellung zurückliess. Es gab dort viele Steine zu bewundern. Mein Blick fiel auf eine Scheibe, die etwas im Dunkeln im Regal stand. Kaum konzentrierte ich mich auf diese Scheibe, tauchte im Innern ein deutliches Bild von ihr auf. Das innere Bild und die Scheibe im Regal waren eins, äusserlich wohl räumlich getrennt, aber erlebnismässig vereint. Das Bild machte einen gewaltigen Eindruck auf mich.
Nun schaute ich mir die schlichte Halterung an, in der diese Scheibe gefasst war. Das innere Erleben verschwand, ich war wieder bei der reinen Sinnestätigkeit. Aber sobald ich mich wieder auf die Scheibe konzentrierte, kam das Bild mit einer auffordernden Strenge zurück. "Aussen" und "Innen" verschmolzen erneut, "Objekt" und "Subjekt" wurden eins, während ich selbst als Dritter diesen Vorgang beobachtete.
Solche Erlebnisse sind für mich "Wesensbegegnungen". Ich war keineswegs "entrückt".
Als der Besitzer zurückkam, erzählte ich ihm von meinem Erleben. Ich musste es als "tiefreligiös" bezeichnen. Er zeigte Verständnis, nahm die Scheibe aus der Halterung, ging zum Fenster und liess das Licht durch die Scheibe fallen. Jetzt wurde sichtbar, was im Regal nicht zu erkennen war, es war eine Turmalinscheibe mit wunderschönen Farben.
Zu Hause visualisierte ich das Bild und machte die untenstehende Skizze.

Unabhängig von Raum und Zeit, das heisst unabhängig von der räumlichen Distanz zum Objekt, konnte ich das Erleben immer wieder aktualisieren. Es ist keine Erinnerung, es bleibt ein Vorgang, den ich aktiv vollziehen kann.
Wenn ich genau bin, muss ich sagen: Innen und Aussen, Erlebniswelt und Objektwelt (die zwei, die sonst immer getrennt sind) vereinen sich auf eine andere Stufe. Ich bin nur noch der stille Betrachter dieses Vorganges, der mich selbst in ungetrennter Vereinigung mit dem Wesen dieses Steines gewahr wird. Einmal erkannt bleibt diese Wesensbegegnung, wie man eine Wahrheit auch unabhängig von Raum und Zeit immer wieder wachrufen kann.