3 IN DIALOG MIT KRISTALLEN

3.5 Sechste Stufe, intuitiv 

Ich nannte die sechste Stufe, die Stufe der Intuition oder des Erlebens eines rein geistigen Inhaltes. Meine Schilderungen werden deutlich machen, dass diese Stufe nichts mit dem zu tun hat, was einem spontan in den Sinn kommt, sie ist weder Brainstorming noch Bauchgefühl.

                                                                                                    3.5.1. Lebensquelle

Als ich an diesem Relief – das ich Lebensquelle nannte – arbeitete, erlebte ich die sechste Stufe der Beobachtung in doppelter Weise. Es war, als ob sich die Wand auflöste. Obwohl ich das Material nur auf der Reliefplatte formte, konnte ich die formenden Kräfte weit in die Wand hinein verfolgen. Ein Bewegen und Wogen von Formkräften lebte in diesem Relief.

Im Gestaltungsprozess vor dem Relief vertieft, erschien mir in einiger Distanz mein Grossvater. Er schaute mich an, sprach nicht. Sein Blick war offen und liebevoll. Am Abend erfuhr ich, dass er an diesem Nachmittag gestorben war, und ich verstand den Gruss, den er mir gebracht hatte.

So eröffnet das Kunst-Schaffen neue Ebenen der Begegnung. Begegnungen, die im Alltag nicht möglich sind.


3.5.2 Kristalle gestalten

Bergkristall, Göschenen, CH                               Amethyst, Kongo                                        Bergkristall, Galmigletscher, CH  Nr.292, Grösse: 140x100x70 mm          Nr.675, Grösse 150x150x100 mm                           Nr. 843, Grösse: 130x110x80 mm 

Kristalle schleifen: Bei den Bergkristallen muss man sich vorstellen, dass es sich um zerschlagene Reste von Strahlern handelte. Sie wogen etwa 3 bis 4 kg, waren unansehnlich und wiesen keine Kristallflächen mehr auf.
Der mittlere, ein Amethyst, wurde wahrscheinlich als Bruchstück aus einem grösseren Amethystfund herausgebrochen.
Um diese Kristalle zu bearbeiten, brauchte ich für jeden etwa 50 Stunden. Um sie an den Schleifrädern zu führen, musste ich sie immer in der Hand halten (siehe die Seite «Schleifmaschine»). Ich war ständig in Kontakt mit den Kristallen, drehte und wendete sie, und kontrollierte ihre Oberflächen. Wenn die Oberflächen keine Brüche und lose Teile mehr aufwiesen, bestimmte ich ihre Standfläche. Dadurch wurde ihre Beziehung zum Raum endgültig. Wie verliefen jetzt die Flächen, wie waren die Verläufe der Kanten? Wurde die Gestaltung zu rund, wurden sie «stumpf». Wenn die Flächen weit über den Stoff hinausgingen, sich ins «Unendliche» streckten, wurden sie «wach» und ihre Ausstrahlungskraft nahm zu. Die meiste Zeit habe ich auf die Flächenlagen verwendet, weil diese für die Komposition die wesentlichste sind.






Eine kleine, visuelle Erläuterung zum Ausdruck "zerschlagene Reste von Strahlern". Wie sehen solche Stücke aus und wie können sie verwandelt werden? Vier Rauchquarze von Göscheneralp als Beispiel.

Hier unten sehen Sie diese Steine bearbeitet.

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4 Nachwort

Nach diesen Ausführungen werden Sie, liebe Leserin und Leser, verstehen, dass diese Betrachtung nicht abschliessend, sondern nur ein Anfang sein kann.

Die Einteilung, die ich vorgenommen habe, war eine Differenzierung und eine Ordnung des

Forschungsgebiet der Beobachtungen und Begegnungen mit Steinen. Sie kann nicht als ein abschliessendes Schema gelten. Vielmehr handelt es sich um Blickrichtungen, die noch weiter untersucht, überprüft und ergänzt werden sollen.

In einem dritten Teil dieser Arbeit werde ich einzelne Themen, die im vorliegenden Teil II nicht mitberücksichtigt werden konnten, separat besprechen.

Das Ergebnis dieser Arbeit zeigt zwei Aspekte des Dialogs mit Steinen, die für mich eindeutig wurden.

1. Ein grosser Teil der Steine haben wohl einen Namen, aber in ihren Bestandteilen keine einheitlich gültige Zusammensetzung. Somit können Beobachtungen und Begegnungen mit diesen Steinen nicht generalisiert werden.

2. Für die Untersuchenden gilt weiter, dass die persönliche Konstitution, die körperliche und geistige Verfassung immer individuell geprägt sind und keine allgemein gültige Aussage über mögliche Erfahrungen vorausgesagt werden können.


Dürnten, 14.11.2025                                                                                                          Hans van der Heide

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