
2 IN DIALOG MIT GESTEIN
2 In Dialog mit Gestein/ das Stein-Erleben
In diesem Kapitel werde ich den «Dialog mit Steinen» oder «das Stein-Erleben» beschreiben. Wie kommt man in einen Dialog mit Steinen, was berichten Menschen über dieses Erleben und wie erging es mir selbst dabei?
Als Einleitung in das Thema stelle ich einige Aspekte Michael Giengers Stein-Erlebens voran. Er hat sich darüber wenig geäussert. Aber das wenige lenkt den Blick in die Richtung, in der ich dann weiter unten fortfahre.
Michael Gienger (1964 – 2014) ist der Verfasser des Heilstein-Lexikons, der Steinheilkunde und verschiedener weiteren Schriften. Er war Mitbegründer des Forschungsprojektes Steinheilkunde e.V. Stuttgart und auch Dozent und Autor für Geomantie und Steinheilkunde. Er pflegte unzählige Kontakte, hielt Vorträge, gab Seminare, machte Exkursionen und schrieb Bücher. 2011 war ich abonniert auf sein "Neues Lexikon der Heilsteine". Es wurde als Loseblatt-Ausgabe im PDF-Format ausgegeben. Sommer 2014 machte er uns aufmerksam auf die neu durchgesehene Ausgabe seiner Steinheilkunde[1], die er mir signiert zugesandt hat. Kurz darauf erkrankte er schwer und starb in November 2014. Mit seinem Lebenswerk hat er ein Torso der Steinheilkunde zurückgelassen.
Michael Gienger hatte zwei Seiten: eine Spirituelle und eine Wissenschaftlich-Orientierte.
Er machte Seminare in der Form von Exkursionen und setzte voraus, dass seine Teilnehmer ebensolche Beobachtungsfähigkeiten hatten, wie er selbst oder, dass sie diese Fähigkeiten gewiss entwickeln konnten, wenn man lernte sie zu beachten, sie zu trainieren und anzuwenden. Anfänglich übte er an Orten, wo die Bodenbeschaffenheit gut erlebt werden konnte. Die Aufmerksamkeit seiner Teilnehmer war hier besonders gefragt und er trainierte sie so lange, bis sie in einem unbekannten Gelände die Übergänge vom einem zum nächsten Gestein genau erspüren konnten[2]. Michael Giengers Charakterzüge waren sein Gemeinschaftssinn und das immerwährende Interesse am anderen Menschen.
In seinem Newsletter (2012)[3]) "Orientierung im Leben" gab er Aufschluss über seinen Lebensweg und über die Hintergründe, aus denen er schöpfte. Seine eigenen Begabungen vertiefte er durch Studiengänge und Begegnungen mit Menschen oder wie er sagte mit Wesen, die ihm ermöglichten (wie er selbst sagte) "einen unverschleierten Blick auf die geistige Seite unseres Daseins". Diesem unglaublichen Geschenk (seine Worte:) "Quellen des Seins unmittelbar wahrnehmen zu können", erfüllte ihm mit grosser Dankbarkeit.
Als Wegweiser betonte er "die eigene Erfahrung und Wahrnehmung" zu folgen und nicht dem blinden Glauben an "unbewiesenen Erklärungen der Welt". Er betonte, dass er ein Forschender war, ohne Anspruch auf Absolutheit, sondern immer bereit zum Nachdenken, zum Lernen und zur Diskussion durch ein wohlwollendes Miteinander.
Eine kleine Anekdote: Eine Exkursion von Michael Gienger führte an die Insubrische Linie ins Tessin (2010, er wiederholte diese Exkursion auch im 2011). Mir erzählte einmal eine Teilnehmerin, wie Michael Gienger einen Stein fand, den er noch nicht kannte. Er nahm ihn abends mit und als sie sich am Morgen wieder trafen, erzählte er von den Qualitäten, die dieser Stein besass. Er hatte in seinem Zimmer keine Spezialinstrumente zur Untersuchung. Nur mit seinem eigenen Aufmerksamkeitssinn hatte er den Stein untersucht.
Diese Anekdote bestätigte mir, welche besondere Beobachtungsgabe Michael Gienger hatte.
Als er sein Neues Lexikon der Heilsteine angefangen hatte, sendete er uns Abonnenten weit mehr Informationen, als er später in sein Buch aufnehmen wollte.
Eindrücklich waren seine Erlebnisse, als er sich den Achat zuwendete und diesen beschreiben wollte. Juni 2011 sendete er den Bericht, der überschrieben war mit "Achat erleben" und fügte den Untertitel hinzu "Sieben Monate Intensivtraining". Das heisst ein siebenmonatiger Prozess mit einer Steinsorte! Deutlich trat in diesem Bericht der Unterschied in den Vordergrund (wie er es nannte) zwischen "etwas genau zu erleben" und "von etwas zu wissen". Dass Michael Gienger, nach seiner 25-jährigen intensiven, Steinheilkunde-Forschung, eine solch grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Achat durchleben musste, erstaunte ihn selbst. Der Achat, der eigentlich einen geschützten Raum gewähren soll, bewirkte gerade das Gegenteil. Michael Gienger schrieb: "der gute Achat schlug überall unerbittlich zu!" Dann berichtete er über all jene Geschehnisse, die sich in seinem Lebensumfeld abgespielt hatten und schilderten den regelrechten Kampf, den er sieben Monate lang durchstehen musste.
Wer meint, die Steinheilkunde Michael Giengers ist ja ganz einfach anwendbar: wir haben eine Indikation und finden dann sofort Anwendungsbeispiele. So einfach ist es nicht, aber unser Denken ist leider so geschult. Wir tragen immer die vereinfachte Vorstellung in uns: wir haben eine Krankheit (Ursache) nehmen einen Stein aus der Liste und es folgt die Linderung oder eine Besserung (Wirkung). Dieses Kausalitäts-Denken ist verheerend, wenn wir uns mit Steinen beschäftigen. Es gibt "Heilsteinkundige", die die Wirkung eines Steines auf einen Satz oder ein Schlagwort reduzieren und meinen: da muss man einfach Vertrauen haben, dass es wirkt. Michael Gienger ging da ganz anders vor. Er schildert bei jedem Stein eine grosse Palette an Möglichkeiten, er unterteilt die Möglichkeiten in verschiedene Kategorien. Da entsteht eine Vielfalt, die meiner Meinung nach mehr dem Leben entspricht.
Ein Hinweis Michael Giengers scheint mir in diesem Zusammenhang bedeutend: Die Beschreibungen der «Wirkungsziele» von Steinen «…muss doch ganz nett sein», sagte er, und weiter: «Der Weg dorthin (je nach Ausgangslage) ist aber leider manchmal nicht ganz so nett. So kann z.B. gerade ein Stein, der umfassendes Wohlgefühl verheisst, einem anfangs alles bewusst machen, was diesem Wohlgefühl entgegensteht».
So viel wollte ich von Michael Gienger im Kontext zum «Stein-Erleben» schildern. Ich komme in einem späteren Kapitel auf die Steinheilkunde zurück.
[1] «Steinheilkunde», Michael Gienger, 19. Auflage 2014, (Seite 34)
[2] Dito wie 1)
[3] https://www.michael-gienger.de/ (diese Website ist immer noch aufgeschaltet)
________________________________
Zunächst werde ich mögliche Stufen der Beobachtung schildern. Über unsere Sinneserfahrung (Hören, Sehen, Riechen usw.) können wir uns klar verständigen , schwieriger wird es weitere Stufen der Beobachtung zu beschreiben, zu unterscheiden und einzuordnen, denn da gibt es auch Zwischenstufen oder schwer einzuordnende Erfahrungen. Deshalb soll die folgende Einteilung nur eine Orientierungshilfe sein und als Verständigungsgrundlage dienen für das, was ich an der Steinwelt erlebe.
2.1 Erste Stufe: Sinnliches Wahrnehmen
Die physische Erscheinung der Steine ist für jeden Menschen durch seine Sinne beobachtbar. Die sinnlichen Beobachtungen vermitteln unzählige Einzelheiten und Eigenschaften des Steines. Mithilfe des Sehsinns erkenne ich helle und dunkele Farben. Ich kann beobachten, ob ein Stein durchscheinend oder undurchsichtig ist usw. Komme ich in Berührung mit einem Stein und beobachte ich ihn mit Hilfe des Tastsinns, erlebe ich glatte oder raue Oberflächen. Mit dem Wärmesinn erfahre ich die Kühle des Steines usw. Hier könnte man ein Steinbestimmungsverfahren beschreiben, das ich aber anderen überlasse.
2.2 Zweite Stufe: Veränderungen an der eigenen Leiblichkeit beobachten
Der Mensch kann auch andere Beobachtungen an Steinen machen. So wie der Wechsel in ein anderes Klima ein anderes Lebensgefühl hervorruft, kann auch der Wechsel an einen Ort mit einer anderen Bodenbeschaffenheit (z.B. Granit im Untergrund oder Kalk im Untergrund u.a.m.) das Lebensgefühl verändern. Solche Erlebnisse sind nicht für jeden selbstverständlich, weil wir sie manchmal gar nicht beachten, wir Menschen sind individuell verschieden. Wer sie aber erlebt, wird bestätigen, dass ihm die Bodenbeschaffenheit andere Lebens-Bedingungen gibt.
Viele Menschen können die Ausstrahlung eines Steines (z.B. Bergkristall) an der eigenen Leibesorganisation[1] erfahren. Sie beschreiben es als ein Prickeln oder Kribbeln in der Hand. Es ist nicht der Stein, der prickelt oder kribbelt. Der Stein bleibt, was er ist, so wie das Klima oder die Bodenbeschaffenheit bleibt, was sie ist, aber die Bedingungen für die Leibesorganisation ändern sich.
Wie viel wir vom Stein erfahren, hängt davon ab, wie wir organisiert sind. Manche Menschen nehmen bestimmte Sinneseindrücke gar nicht wahr, obwohl sie die Möglichkeit dazu haben. Andere erleben viel mehr, als die blossen Sinne vermitteln. So ist auch das Stein-Erleben von Mensch zu Mensch verschieden.
Das Spektrum meiner Erfahrungen wuchs im Laufe der Jahre. Immer neue Entdeckungen erweiterten dieses Spektrum.
Unzählige Bücher beschreiben Heilwirkungen von Steinen, ordnen Steine Sternzeichen oder Chakren zu, es finden sich aber kaum Hinweise, welche Erfahrungen es braucht, um zu diesen Zuordnungen zu kommen. Beobachtungen der Wirkungen von Steinen werden selten erörtert, noch seltener wird der Akt des Beobachtens selbst reflektiert.
Jetzt folgen Beispiele von Beobachtungen, die Bekannten mir gegenüber äusserten.
[1] Ich verstehe unter Leibesorganisation nicht bloss den physischen Körper, sondern den Leib mit alle seinen wirksamen Kräften

"bei der Berührung"
Als ich jemandem den Tigereisen in die Hand gab, dauerte es nicht lange, bis es hiess: "Dieser Stein pulsiert!" Ein anderer sagte zu mir: "Dieser Stein tut weh." Eine dritte Person sagte mir: «Ich spüre nichts.» So wird oft geantwortet, aber die Antworte sind nicht ganz zutreffend, denn der Stein pulsiert nicht und er tut auch nicht weh. Tatsache ist, dass die Berührung dieses Steines zu einer individuellen Erfahrung führte.
Tigereisen, Australien

"strömen durch den Leib"
Jemand bekam diese Lapis Lazuli Kugel (Durchmesser ca. 6 cm) in die Hand. Er beschrieb genau, was er dabei beobachtete: Er spürte einen "Impuls", der durch die Hand in den Unterarm ging, dann den ganzen Arm bis zur Schulter hinaufstieg, dann schilderte er, wie dieser Impuls den Hals hinaufging. Dann legte er die Kugel weg. Das Erleben wurde ihm unangenehm.
Lapis Lazuli, Afganistan

"strömen durch den Leib"
Jemand nahm diesen Marmor (Lukmanierpass, GR, CH) in die Hände. Sie stand staunend da und erzählte, wie sie einen "Impuls" verspürte, die durch ihren ganzen Körper bis in die Beine, bis in die Füsse ging.
Marmor, Lukmanierpass, GR
Und noch ein letztes Beobachtungsergebnis: Ich wollte eine Bekannte den Unterschied zwischen einem Bergkristall und einem Gneis spüren lassen. Ich gab ihr einen rund geschliffenen Bergkristall in die Hand. Ihre spontane Antwort war: "Der ist spitzig". Beim Gneis sagte sie: "der ist anders". Bei einem Amethyst hingegen, der auch rund geschliffen war, sagte sie: "ähnlich wie der Bergkristall und doch ein bisschen anders". Empfindungen werden bewusst, aber die Benennung mit Worten wird schwierig. Für solche Betrachtungen dieser Art sind Hürden zu überwinden. Welche?
F2.1 Eine erste Hürde, die wir beim Steinerleben nehmen müssen, ist die Frage, wie wir die Beobachtung benennen sollen. Wir spüren etwas und haben keine Worte dafür. Wie leicht fallen uns Bezeichnungen für Gegenstände ein (Stuhl, Tisch, Boden usw.) oder finden wir Begriffe für Tasterlebnisse (rau, glatt, weich, usw.). Schwieriger wird es bei Düften und Gerüchen. Noch schwieriger ist die Beschreibung von Schmerzen, vor allem wenn es sich um Verspannungen oder dumpfe Schmerzen im Verdauungsbereich handelt. Beim Steinerleben ist die Beschreibung eine echte Herausforderung.
Der "strahlende Charakter" ("spitzig") der Kristalle und der eher "weiche, zähflüssige Charakter" der Gesteine ist eine grobe Unterscheidung, die von Kristall zu Kristall und von Gestein zu Gestein spezifischer ausgedrückt werden muss.
F2.2 Eine zweite Hürde ist die Frage: Was geschieht in unserer Leibesorganisation? So wenig wie "Qi" (die Lebenskraft, genannt in der Chinesischen Medizin) oder die Meridiane (Leitbahnen) wissenschaftlich nachweisbar sind, so wenig sind die meisten Qualitäten, die wir an Steinen erfahren, messbar. Die Empfindung eines Impulses wird aber deutlich so erlebt, als ginge er vom Stein aus.
F2.3 Eine dritte Hürde ist die Frage der Empfänglichkeit, die der Sensibilität. Zunächst einmal ist nicht jeder Mensch empfänglich für das Steinerleben. Die Sensibilität ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wer diese Sensibilität hat und sie täglich erprobt, stellt fest, dass das Steinerleben mal stärker, mal schwächer ist. Monatelang habe ich versucht, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Dazu machte ich täglich Eintragungen in einen Mondkalender, konnte aber nachher mit Sicherheit feststellen, dass für mich kein Zusammenhang mit Mondphasen besteht. Welche Bedingungen für die Sensibilität verantwortlich sind, konnte ich bis heute nicht entschlüsseln.
2.3 Dritte Stufe: Beobachtungen werden seelischer Natur
2.3.1 Menschenkundliche Aspekte
Die Beobachtungen der dritten Stufe haben einen völlig anderen Charakter als die zuvor beschriebenen. Nachdem mir diese Beobachtungen vertrauter wurden, schrieb ich dazu schriftliche Notizen. Heute überprüfe ich sie von Zeit zu Zeit und füge neue hinzu.
Meiner Erfahrung nach treten diese Beobachtungen auf, wenn eine dauerhafte körperliche Verbindung mit dem Stein besteht. Wenn ich den Stein in der Hosentasche trage, befindet er sich im Hüftbereich meines Körpers. Sobald meine Hand in die Hosentasche gleitet, berührt sie ihn und habe ich ein Tasterleben oder eine Beobachtung der zweiten Stufe. Wenn ich den Stein als Anhänger an einem Lederband um den Hals trage, bin ich in ständiger Berührung mit ihm. Der Stein wird Teil meines Körpers, so wie meine Brille, meine Armbanduhr oder mein Ring Teil meiner eigenen Körpergeographie werden. Wenn ich ihn umhänge, merke ich vielleicht zunächst, dass er noch kalt ist. Aber sobald er meine Körperwärme aufgenommen hat, nehme ich ihn gar nicht mehr wahr.
Ich möchte betonen, dass die direkte Berührung mit dem Körper – für mich am besten im oberen Drittel des Brustbeins – die günstigste Bedingung abgibt. Ein Anhänger, der über die Kleidung an einem langen Bändel irgendwo hin und her baumelt, mag äusserlich "gut aussehen", verliert aber den Körperbezug und reduziert die Wirkung erheblich.
Im Verhältnis zu Werkzeugen (Füllfederhalter zum Schreiben, Hohleisen zum Schnitzen, Bleistift zum Zeichnen) wird bei der Anwendung das Werkzeug ein "Teil meines Körpers". Sie wird wie eine Prothese, wenn die Führung eines Werkzeuges mir geläufig wird. Mein Bewusstsein beschäftigt sich dann nicht länger mit dem Tasterlebnis oder der Haltung des Werkzeuges, sondern es vertieft sich direkt in die ausführende Tätigkeit.
Kann auch der Stein, den ich trage, zu einem "Werkzeug" werden und wenn ja, wie merke ich das?
Dazu muss ich unsere leibliche Gestalt zunächst charakterisieren.
Unser Leib gliedert sich in einen Kopfbereich, einen Brustbereich und einen Gliedmassenbereich. Diese Glieder erfüllen ganz unterschiedliche Funktionen, sind aber immer in Einheit miteinander verbunden. So kann man sagen, dass eine menschliche Handlung nur dann ethisch und "menschlich" verantwortet ist, wenn sie aus der Vereinigung von "Kopf-Herz-Hand" hervorgeht. Man kann es auch so ausdrücken, dass dieses Handeln aus gedanklicher Klarheit, mit Taktgefühl und kraftvollem Wille erst ein wohlerwogener ethischer Akt wird.
Wie lassen sich diese Bereiche charakterisieren?
Im Kopfbereich nehme ich alle meine Sinneseindrücke wahr (auch Tasterlebnisse, Wärmeempfindungen werden mir im Kopf bewusst). Ausserdem lebt im Kopfbereich meine Gedankenwelt.

Im Brustbereich erlebe ich eher Gefühle und Empfindungen. Jeder kann bei sich beobachten, wie Angst, Wut, Ruhe, Anspannung usw. in direktem Zusammenhang mit Rhythmen stehen (mit dem Herzrhythmus, dem Atemrhythmus, der Peristaltik). Bestimmte Gefühle können den Herzschlag und den Atem beschleunigen, andere den Herzschlag beruhigen und die Atmung vertiefen. Gesten sagen viel über die Leibesglieder aus. Hier einige Illustrationen, die sich auf den Brustbereich beziehen.Was lese ich aus diesen Gesten ab? Auf beiden Bildern sehen wir eine Hand mit einem ausgestreckten Zeigefinger.
Auf dem linken Bild könnten wir den Text schreiben:"Bin ich es?" oder bestätigend: "Ich bin es!" Beim rechten Bild zeigt der Finger auf den Kopf. Niemals kann der Ausspruch gleich lauten!

Bei diesen Bildern sehen wir die Hände im Brustbereich aneinandergedrückt. Das Gefühl der Devotion oder in östlichen Ländern der höfflichen Begegnung kommt hier zum Ausdruck.

Wird die rechte Hand aufs Herz gelegt, dann können wir wohl annehmen, dass aus der Kehle eine Landeshymne ertönt.
Bilder für Patriotismus könnten es sein. In der Sprache gibt es auch den Ausdruck: "Hand aufs Herz." Solche Gesten bestätigen, dass der Ort der Gefühle dem
Brustbereich angehören.
Wenn nun ein Stein an einem Lederbändel um den Hals auf dem Brustbein liegt, was geschieht dann mit der Körperwärme? Er nimmt einseitig die eigene Körperwärme auf und gibt diese auf der körperabgewandten Seite wieder ab. Es besteht ein ständiger Wärmefluss vom Körper zum Stein und vom Stein zur Umgebung. Die Wärme geht beständig durch den Stein, so wie mein Blick durch meine Brille oder ein sonstiges Okular hindurchgeht.
Welche Erfahrungen machte ich mit Steinen?
2.3.2 Seelische Beobachtungen beim Stein-Erleben
Ich formte meine Steine zu Anhängern und Handformen und testete sie selbst. Dabei machte ich – bildlich gesprochen – immer wieder die Erfahrung, als ob ich meine eigenen seelischen Qualitäten wie durch ein Vergrösserungsglas beobachten konnte. Mit jedem Stein wurden mir bestimmte Eigenschaften viel bewusster als sonst. Ich könnte auch sagen, der Stein wurde zum Verstärker bestimmter seelischer Qualitäten.
Was geschieht hier genau?
Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich diese Erfahrungen präzisieren, denn das, was ich hier beschreibe, ist zunächst einmal meine individuelle Erfahrung und keine allgemeingültige.
Wie kann ich die eigene Befindlichkeit beschreiben?
Ein Beispiel: Ich frage jemanden, was ihm gut tut? Spontan bekomme ich eine ganze Reihe von Antworten: guter Schlaf, gesundes Essen, Spaziergänge in der Natur, vielleicht auch kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Ausstellungen, Theater). Also alles Faktoren, die zum Wohlbefinden beitragen. Schauen wir uns das einmal genauer an:
Wenn ich zum Beispiel gerne in Konzerte gehe und verschiedene Komponisten kenne, dann werde ich bestimmte Komponisten bevorzugen. Wenn ich ein Konzert eines Komponisten höre, den ich mag, wird mein musikalischer Genuss größer sein. Das gilt auch für andere Bereiche der Kunst, wie auch für das Erleben in der Natur. Plötzlich zieht eine Blume, ein Baum, eine Kastanie, eine Eichel, ein Stein oder eine Muschel meine Aufmerksamkeit auf sich. Meistens gehe ich mit solchen Eindrücken zu oberflächlich um. Aber in dem Moment, in dem ich mir diese seelischen Beobachtungen bewusst mache, kann ich feststellen, dass ich mir diese Eindrücke offensichtlich verinnerliche, ich individualisiere sie. Individuelle, seelische Beobachtungen des Wohlbefindens, der Schönheit oder auch unangenehme Erlebnisse, sind in diesem Sinne immer Individualisierungsvorgänge.
Wenn nun bei der Anwesenheit eines Steines eine bestimmte "Saite" meines seelischen Instrumentes aktiviert wird, so nenne ich dies die Beobachtung der dritten Stufe.
Im folgenden schildere ich drei Beispiele für solche seelischen Beobachtungen und wähle den Amphibolit, den Labradorit und den Serpentinit.
(Ich möchte betonen, dass ich mich nie von einem Stein fremdbestimmt gefühlt habe, noch konnte ich Steine als Boten geheimnisvoller Energien erleben. Im Gegenteil, je mehr ich die Steine kennen lernte, desto besser lernte ich mich selbst verstehen.)
Es macht keinen Sinn alle meine Stein-Erfahrungen hier aufzulisten, da ich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben kann und es zudem meine persönlichen Erlebnisse sind. Mein Anliegen ist es nicht, ein Steinlexikon zu erstellen, sondern den Dialog mit Steinen zu erforschen.
F3.3 Amphibolit

Als ich bei einer Familie eingeladen war, wollte ich von einem Erlebnis zu erzählen, nur fiel mir das entsprechende Erlebnis nicht ein. Es war ein schönes Erlebnis, von dem ich erzählen wollte. Wie konnte es sein, dass mir dieses Erlebnis entfallen war? Da wurde mir bewusst, dass ich am Morgen den Amphibolit umgehängt hatte und schlagartig wurde mir klar: daher kommt dieses Empfinden. Im Laufe des Abends verwandelte sich das Empfinden in ein Erleben eines Zustandes von: Entspannung, Ausgewogenheit, Wohlempfinden, (relaxed sein), alles "ohne äusseren Grund". Schaut man sich diesen Amphibolit genauer an, so erkennt man unzählige Hornblende-Stäbchen, abwechselnd mit hellem Feldspat. Die Stäbchen verlaufen mehr oder weniger in eine Richtung (ähnlich wie beim Aktinolith, nur sehr fein und zerbröselt). Hält man den Stein ins Licht und bewegt man ihn leicht, so funkeln die millimetergrossen Hornblendeflächen wie ein Sternenhimmel. Dieser Stein war nicht fertiggeschliffen, daher hatte seine Oberfläche etwas Sprödes.
Amphibolit aus der Maggia, TI

Bei diesem Amphibolit entstanden die gleichen seelischen Qualitäten. Hier notierte ich das Wort: Gelassenheit. Gelassenheit ist eine Tugend und fasst alles, was ich oben beschrieben habe, in einem Wort zusammen. (Meine Tochter und ihre beiden Töchter haben diesen Stein auch getestet und haben die gleiche Erfahrung gemacht.)
Amphibolit, Motta Naluns, GR
2.3.4 Labradorit

Beim Labradorit erlebte ich im Gegensatz zum Amphibolit keine Stimmungsqualität, hier trat das Vorstellungsleben deutlich in den Vordergrund, Fragen und Gedanken zur Mathematik tauchten auf.
Der Labradorit reflektiert das Licht und verwandelt es in wunderbare Farben. Unser Vorstellungsleben spiegelt auch, gibt es da eine mögliche Entsprechung?
Für mich scheint der Labradorit mit dem "oberen Menschen" (Bewusstheit, Denken, Kopf) in Zusammenhang zu stehen.
2.3.5 Serpentinit

Serpentinit, Mattmark, VS, CH Serpentinit, Gornergrat, VS, CH
Der Serpentinit von Mattmark wie auch der aus dem Saastal führten bei mir zu denselben Ergebnissen.
Der Zusammenhang meines Handelns trat mir bei diesen Steinen bewusster und konzentrierter in den Vordergrund, vor allem der Wunsch nach Kontinuität des Handelns wurde intensiver.
Die Handlungsabläufe, die Auseinandersetzung mit den Aufgaben, alles erschien "kompakter", "dichter", "gewollter" und in der Abfolge klarer.
Als ich am Abend meine Tagesnotizen machte, fiel mir auf, dass der Tagesablauf viel klarer vor mir lag. Überhaupt die Handlungen liefen am Tag sicherer ab. Mein Tagesgeschehen war verdichteter.
2.3.6 Eine letzte Bemerkung zu den Beobachtungen der dritten Stufe
Die abgebildeten Steine waren meine Versuchsstücke. Sowohl Serpentinit als auch Amphibolit können in ihrer Zusammensetzung stark variieren. Aus diesem Grunde bezweifle ich eine allgemeingültige Wirkungsweise. So erlebte ich bei vielen Amphiboliten keineswegs die umschriebene Gelassenheit. Wer gerne in Schemata denkt, könnte bei meiner Auswahl "Amphibolit, Labradorit, Serpentinit" auf die Idee kommen: Aha, da haben wir also"Gefühlssteine", die Stimmungen auslösen; solche, die mit dem Denken und Vorstellen zu tun haben und "Willenssteine", mit Bezug zum Handeln. So einfach ist das nicht. Natürlich gibt es Bezüge zu unserer dreigliedrigen Wesenheit. Aber es gibt auch Steine, die sich auf unsere Organe beziehen, oder solche, die den Denkpol mit dem Willenspol verbinden, und wieder andere, die sich auf unsere Gewohnheiten beziehen. Und nicht immer sind die Erfahrungen harmonisch und positiv. Später werde ich auf weitere Steine, auf Fragen der Empfänglichkeit und auf andere Erfahrungen näher eingehen.
Hier ging es mir darum, die dritte Beobachtungsstufe zu charakterisieren.
Die weiteren Stufen der Beobachtung stehen auf der nächsten Seite.
Weiter: 3 In Dialog mit Kristallen
zurück zum: Inhaltsverzeichnis