NOMENKLATUR 1
1 GEOLOGIE, HANDEL, STEINHEILKUNDE
1.1 Granit

In Graubünden bei Andeer gibt es einen Steinbruch. Das Gestein hat ein wunderschön schieferartiges Gefüge und besitzt die Farben Weiss, Grau und Grün in zwei Schattierungen. Die Schichten sind nicht so fein wie Schiefer. Das Gestein ist widerstandsfähig. Als Bezeichnung für dieses Gesteins finden wir im Handel den Namen Andeer-Granit. Doch Granit kann es gar nicht sein, weil Granit gar keine Schichtung noch eine Richtung hat. Sobald Granitartiges in Schichten erscheint und eine Richtung bekommt, haben wir es mit einem Gneisgefüge zu tun. Bei dieser Gesteinsart haben sich zudem Umwandlungen (Metamorphosen) vollzogen. Biotit (Dunkelglimmer) hat sich umgewandelt in Chlorit (dunkelgrün), Muskowit (Hellglimmer) in Phengit (hellgrün).

Diese zwei Steine sind Aare-Granit vom Grimselpass. Seine Bestandteile sind Quarz, Feldspat und Glimmer(Biotit), diese sind für Granit charakteristisch.

Wiederum finden wir für diese Steine den Namen Granit. Linksoben: Julier Granit, rechts: Albula Granit.
Wenn auch das Gefüge dieser Steine richtungslos ist, ihre Bezeichnung als Granit ist nicht passend, denn woher kommt die Grünfärbung? Wir haben hier eine dritte Umwandlung in die grüne Farbe vom Feldspat (Plagioklas, calciumreicher Feldspat) in Epidot.
Deshalb heissen diese Steine nicht Granit, sondern Granodiorit.
► Der Unterschied der Benennungen zwischen Handelsnamen und mineralogischen Namen ist mit diesen Beispielen geklärt.
1.2 Mineralien: Blauquarz, Phlogopit, Parsettensit
Ich fand Rohsteine in einer Feng-Shui-Abteilung. Bei der Bearbeitung erlebte ich eine feine Ausstrahlung. Der Widerstand, dieses Steines glich dem von Quarzit. Woher diese Blaufärbung? Auf dem Säckchen, in dem ich den Stein kaufte, stand Blauquarz.

Ich fragte bei Mineralogen nach und bekam prompt die Antwort: Blauquarz könne es gar nicht sein. Wahrscheinlich sei dieser Stein eingefärbt. Ich bekam auch ein Bild eines richtigen Blauquarzes.

Dann meldete sich ein anderer Mineraloge. Er sagte mir, dass die blaue Farbe eventuell Dumortierit sein könne. Jetzt hatte ich zwei Elemente: Dumortierit und Quarzit, und prompt fand ich in Brasilien die Lagerstätte, wo Dumortierit-Quarzit abgebaut wird: Azul do Macaubas.
Später besuchte ich in Uznach das «Haus der Edelsteine». Ich fragte nach, ob sie auch Dumortierit-Quarzit hatten. Nein, diesen Stein kannten sie nicht. Ich sendete Bilder meiner geschliffenen Steine. Da kam die Antwort: «Was Sie hier zeigen, haben wir. Das ist Blauquarz!»
Phlogopit
Ich bekam von einem «Heilsteinkundigen» zwei Phlogopit-Steine. Ich bearbeitete sie und war selber überrascht über die Schönheit dieser Steine.

Phlogopit: links (Aufnahme mit Tageslicht), rechts hier ist eingekreist, was wirklich Phlogopit ist.
Später zeigte mir ein Geologe, dass diese Steine aus Ortho- und Klinopyroxen bestehen und der Anteil an Plogopith verschwindend klein ist.
Parsettensit
Ich hatte einen Parsettensit bearbeitet und schickte einem Geologen davon ein Bild.

Ich bekam die folgende Antwort: "Wir haben da das alte Problem mit der Namensgebung. Dein Exemplar ist ein Gestein und kein Mineral. Es werden mit aufsteigendem Volumenanteil die Mineralien genannt und anschliessend die Textur (Fels, Gneis, Schiefer). Wenn Mineralien mit weniger als 1% Volumenanteil vorhanden sind, dann kommt der Suffix "haltig" dazu."
So wäre der folgende Name denkbar:
"Mangananocalcithaltiger Parsettensit-Stilptomelan- Manganit-Rhodonit -Fels. Ich vermute der Rhodonit hat einen Anteil von mehr als 80%, Parsettensit sehr wenig, einige Prozente."
Fazit ► Unter "1.2 Mineralien" habe ich drei Steine besprochen, die gar keine Mineralien sind! Blauquarz = Dumortierit-Quarzit ist ein Gestein.
Phlogopit ist ein winziger Bestandteil eines Pyroxens, man kann diesen Stein nicht mit Phlogopit bezeichnen, und wir haben ein Gestein vor uns mit einem Bestandteil des Phlogopits!
Parsettensit: Bei diesem Stein ist ebenso nur ein winziger Bestandteil des Gesteins Parsettensit.
► Diese Beispiele zeigen die Problematik der Nomenklatur auf.
► Wenn nun Steine in der Steinheilkunde einen Namen erhalten nach einem ihrer Bestandteile, dann könnte man ebenso gut einem Aare-Granit den Namen Biotit geben. Hier ist die Steinheilkunde auf dem Holzweg.